Freitag, 31. August 2007

Bielefeldt: Streit um die Moscheen "Pauschale Urteile" FR

Interview in der Frankfurter Rundschau 31.08.2007 (Zitat):
[...]
Das Problem entsteht doch dadurch, dass Moscheen oft in so genannten abgehängten Stadtteilen gebaut werden. Bei den Menschen entstehen dann Ressentiments und Frustration, sie fühlen sich auf der Verliererseite und nicht ernst genommen. Sie sind in einer Lebenslage mit negativen Entwicklungen, der Moscheenbau ist dann, wie es in Leserbriefen heißt, "der Tropfen, der das Fass überlaufen lässt".
[...]
Im Kontext mit Moscheenbauten in Deutschland dürfen Defizite und Verweigerungen bei der Religionsfreiheit in anderen Ländern keine argumentative Rolle spielen. Es geht nicht um Gegenseitigkeit, sondern um Menschenrechte. Religionsfreiheit ist ein Anspruch unseres Grundgesetzes und zugleich ein allgemeines Menschenrecht, gilt also unabhängig von der Staatsbürgerschaft. Das Ernstnehmen der Religionsfreiheit sind wir uns selber als freiheitliche Gesellschaft schuldig! Religionsfreiheit heißt auch öffentliche Sichtbarkeit von Religion. Moscheenbauten sind ein Zeichen von Integrationsinteresse; die Zeiten der Hinterhofmoscheen - als der Islam noch als eine "Gastarbeiterreligion" galt - sind endgültig vorbei. Insofern sind Moscheebau-Konflikte typische Integrationskonflikte. Es geht um die Gestaltung des öffentlichen Raums, also darum, dass auch Muslime ein Heimatrecht symbolisch beanspruchen. Die Migranten sind hier angekommen und wollen ihre Gesellschaft sichtbar mitgestalten.
[...]
Der Islam ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat das in der Islamkonferenz öffentlich deutlich gemacht. Abstrakte Grundsatzdebatten darüber, ob der Islam in unsere Gesellschaft passt oder nicht, sind deshalb anachronistisch. Sie sind sogar gefährlich, wenn sie den Eindruck erwecken, als ließe sich die Präsenz des Islams in Deutschland rückgängig machen. Die Moscheen sollten nicht an den Rand unserer Städte gedrängt werden. Kommunen könnten günstige Bedingungen für den Grundstückserwerb in Stadtteilen schaffen, deren Bewohner einen Moscheebau nicht als symbolische Enteignung deuten.
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1201372&index_page=3

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
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