Samstag, 22. September 2007

Katholische Stadtdekan Raban Tilmann über die geplante Moschee in Hausen FR

Interview in der Frankfurter Rundschau 22.09.2007 (Zitat):
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Der erste Punkt ist die Religionsfreiheit. Das ist ein Menschenrecht, das wird nicht verliehen, da gibt es auch keine Genehmigung oder Bedingungen oder es wird gar versagt. Religionsfreiheit ist ein naturgegebenes, auf der Aufklärung beruhendes Recht. In diesem Fall ist es ein Menschenrecht der Muslime. Auch die katholische Kirche musste das erst lernen. Wo Christen in der Mehrheit sind, wird Religionsfreiheit nicht gnädig gewährt, und wo sie in der Minderheit sind, muss sie nicht gefordert werden. Beides ist falsch.
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Zunächst einmal heißt das, es ist ein selbstverständliches Recht der Muslime, dass sie ihre Religion öffentlich leben und äußern. Da gibt es nichts zu diskutieren. Das muss auch den christlichen Diskutanten gesagt werden. Der zweite Punkt ist das Baurecht. Da muss man sagen: Wir leben in einem freien Rechtsstaat. Der Bauantrag muss von der Stadt genauso behandelt werden wie jeder andere auch.
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Ich muss sagen, ich bevorzuge es, wenn die Weltreligion Islam die Hinterhöfe verlässt und sich öffentlich sichtbar irgendwo ansiedelt. Diese Menschen beten ja zu Gott, und sie sind Teil der Stadtgesellschaft. Das sind deutsche Bürger. Freilich muss der Bau verträglich sein. Aber was ich bisher an Entwürfen gesehen habe, empfinde ich nicht als gewalttätig oder störend.
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Und wenn ihnen die Muslime sagen, ohne Kuppel und Minarett ist es keine Moschee, dann müssen sie das Selbstbestimmungsrecht der Muslime respektieren. Wir muten unser Glockenläuten ja auch Menschen zu, die nicht an Gott glauben.
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Die Überraschung, dass in dem scheinbar lupenrein christlichen Abendland eine große Weltreligion Platz genommen hat, ist noch nicht verdaut. Wir als katholische Kirche haben gerade am 12. September das Fest Mariä Namen gefeiert, zum Dank für den Sieg über die Türken bei Wien. Die universale katholische Kirche hat das Fest aus dem Kalender gestrichen, aber das ist noch im Bewusstsein drin. So entstehen Sorgen und Ängste bei Menschen, die von der Entwicklung überrollt worden sind.
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Die kulturelle Osmose verläuft langsam. Religionen sind ja immer verbunden mit einer Kultur, mit Sitten. Mit der Katholischen Kirche verbinden zum Beispiel viele den Martinsumzug, Fastnacht und die Fronleichnams-Prozession, obwohl das für uns eher randständig ist. Bei den Muslimen heißt es, da riecht es nach Knoblauch, die Frauen sind verschleiert und sie schlachten ein Lamm in der Badewanne. Solche eher Ärgernis erregenden kulturellen Beimengungen der Religion treten ins Bewusstsein. Darin liegt die Chance, sich klar zu machen: Da ist eine uns unbekannte Weltreligion angekommen. Aber das braucht Zeit. Die Bürgerinitiative besteht aus Leuten, die das nicht wahrhaben wollen.
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Da ist eine Furcht, die entstanden ist aus dem Erkennen, dass zu der Mehrheitsreligion eine Weltreligion hinzugekommen ist. Das kann ich nicht ändern, ich muss es dulden. Mir sind aber Leute lieber, die zu Gott beten, als diejenigen, die überhaupt keine Religion und Kultur haben. Ich kann erkennen, dass es irgendwann eine Art Bündnis der Gläubigen geben wird über das Trennende der Weltreligionen hinweg.
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Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1214334&index_page=2

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